Länder


Mönchisches Know-How im Libanon

 

Ein Gespräch über Neuanfänge, (Bio-)Pionierarbeit und das Neue im Alten….

Ein regelmäßiger Teilnehmer unserer jährlichen Bioweinprämierung ist das 2003 gegründete Weingut Adyar im Libanon. Es ist ein Bio-Pionier des Landes und in mehrfacher Hinsicht ein Exot. Zum einen bekommt man bei uns ohnehin nicht allzu oft libanesischen Wein zu kosten und zum anderen handelt es sich bei Adyar um eine Kooperative aus insgesamt acht klösterlichen Weingütern des im Jahr 1695 gegründeten Maronitischen Ordens, die sich dem Erhalt der uralten Weinbautradition (belegt bis ins 3. Jahrtausend v. Chr.) und dem Schutz des ihnen überantworten Landes verschrieben haben.

Die Klöster, die sich nach Ende des Bürgerkriegs dazu entschlossen, ihre Kräfte zu einen und Wein nach alter Tradition herzustellen, befinden sich mehrheitlich in den Bergen des Libanon, mit Weingärten auf Höhen zwischen 400 und 1600 Metern. Die jeweiligen Mikroklimata und die mineralischen Böden bieten ideale Voraussetzungen für charakterstarke Weine, ein Umstand, den die Mönche gezielt verstärken: Sie reduzieren die Produktion auf einen Liter Wein pro Stock und auf 5000 Stöcke pro Hektar und erzielen so eine weitere Qualitätssteigerung.

Mehr als 20 Familien leben, neben den beteiligten Klöstern, von diesem Projekt. Die Einheimischen arbeiten in den Weinbergen und in den Weinkellern. Die Produktion erfolgt ökologisch und nach uralter Tradition.

adyar-vineyard-4

Was genau das bedeutet, was einen französischen Winzer zu einem Orden in den Libanon verschlägt und ob Bio im Land Schule machen könnte, wollten wir herausfinden und haben den französischstämmigen Kellermeister Frederic Cacchia dazu befragt:

Herr Cacchia, wie kommt es, dass Sie im Libanon leben und arbeiten? Gibt es eine bestimmte Verbindung zum Maronitischen Orden oder war das eine reine “Job Entscheidung”?

FC: Das erste Mal im Libanon war ich 1999; ich hatte mein Diplom gerade in der Tasche und war auf der Suche nach Möglichkeiten. Es war September und ich blieb für einen Monat, um ein paar Erfahrungen zu sammeln. Das war bei Massaya, einem bekannten Weingut im Beeka TaI. Im Jahr 2000 kontaktierte mich das Unternehmen schließlich, und bat mich zurückzukommen und die Verantwortung für das Weingut zu übernehmen.

Mein Vertrag lief bis 2003 und da ich mich zu dem Zeitpunkt schon in das Land und mein Leben hier verliebt hatte, hielt ich Ausschau nach einer neuen Anstellung. Und so kam ich zu Adyar. Keine spezielle Verbindung; einfach ein neues Projekt, das es zu entwickeln gab.

Auf Ihrer Website konnten wir herausfinden, dass Adyar sehr traditionell arbeitet. Was genau heißt traditionell für Sie in dem Kontext? Können Sie ein bisschen erklären, wie Wein bei Adyar gemacht wird?

FC: Obwohl wir Winzer heute vielerlei technische Möglichkeiten haben, bin ich überzeugt, dass Wein einfach das Resultat von Trauben und Fermentation ist. Das heißt, für mich sind zwei Dinge von Bedeutung: Die Trauben – weshalb wir in erster Linie Weinbauern sein sollten, denn es ist der Weingarten, wo der Wein wächst und, da wir biologisch arbeiten, musst Du genau zuhören, was die Rebe Dir erzählt. Das Zweite ist die Transformation der Trauben, die meiner Ansicht nach so einfach wie möglich gehalten warden sollte. Man muss nur „mit den Trauben gehen“; sie ihre Persönlichkeit ausdrücken lassen. Das heißt, wir folgen den aktuellen Trends nicht: Keine Kaltmazeration, keine Umkehrosmose etc..

Würden Sie sagen, dass die Arbeit in einem klösterlichen Weingut irgendwie friedvoller oder meditativer ist, als in konventionellen Betrieben?

FC: Ich glaube, „stressfrei“ ist das richtige Wort. Mönche haben “Zeit”; wenn sie etwas tun, tun sie es für die Gemeinschaft. Das heißt, sie arbeiten für die Gegenwart und die Zukunft. Es ist ein Langzeit-Projekt. Wir können uns die Zeit nehmen, die Sache richtig zu Machen, auch wenn e seine längere Zeit dauert, bis wir das Resultat in Händen halten.

Sind die Leute neugierig auf ihre Art, Wein zu machen bzw. haben Sie viele Besucher aus dem In- und Ausland, die die Weinberge sehen wollen und mehr über Ihre Arbeit erfahren möchten? Und gibt es etwas, für das sich die Leute besonders interessieren?

FC: Seit Jahren schon bemühen sich die Libanesen um ein positives Image für ihr Land. Winzer tragen ihren Teil dazu bei, indem sie Veranstaltungen in der ganzen Welt besuchen. Der Libanon ist also wohlbekannt in der Weinszene; das Land weckt das Interesse der Journalisten und der Besucher.
Eine andere Sache – vielleicht sogar die wichtigste: Viele Libanesen leben heute im Ausland. Indem sie libanesische Produkte kaufen, insbesondere Wein, bleiben sie mit ihrem Land in Verbindung. Wenn sie dann zurück in ihre Heimat kommen, sind sie sehr daran interessiert, die Weingüter zu besuchen und kennenzulernen.
Für Adyar ist dieses Interesse sogar noch bedeutender, aufgrund der besonderen Bedeutung der Maroniten in der libanesischen Geschichte. Die Leute kommen wegen des Weins, aber auch wegen der Geschichte und der Spiritualität.

Wie würden Sie das Verhältnis zwischen den Klöstern und den umliegenden Dörfern/Gemeinden beschreiben? Bekommen Sie viel Unterstützung für Ihr Projekt?

FC: Das war eines der Ziele des Projekts. Früher hatten die Klöster Familien auf ihrem Land, die ihnen bei der Landwirtschaft und der Instandhaltung der Gebäude zur Hand gingen. Wegen des jüngsten Krieges und der Landflucht, sind die Familien fortgezogen.
Indem wir ein Projekt wie Adyar ins Leben, mit all der Arbeit die es mit sich bringt, ins Leben riefen, wollten wir den Familien helfen, in ihre Heimat und die Klöster zurückzukehren.

Haben Sie von Ihren (libanesischen) Winzerkollegen besonderes Feedback bezüglich der Biozertifizierung bekommen? Denken Sie, die Idee wird weiter an Popularität gewinnen?

FC: Wir waren die ersten, die zertifiziert wurden. Drei kleine Weingüter sind unserem Beispiel gefolgt.
Das ist nur meine persönliche Meinung, aber ich denke, für die moisten anderen Produzenten bedeutet Bio-Landwirtschaft zu viel zusätzliche Arbeit und Kosten. Sie sehen keinen wirklichen kommerziellen Vorteil darin (die Nachfrage nach Bio-Produkten ist schwach), also arbeiten sie weiterhin konventionell und werden das wahrscheinlich auch nicht ändern.

Geschichtlich bedingt werden heute im Libanon viele französische Rebsorten angebaut. Es ist aber bekannt, dass die libenesische Weinbautradition weitaus älter ist, als die Französische. Gibt es noch autochthone Rebsorten im Land und wenn ja, würden Sie uns ein paar Worte zu den wichtigsten verraten?

FC: Die Geschichte des libanesischen Weins reicht mindestens zurück bis zu den Phöniziern. Nach dem Ende der letzten Kreuzfahrer Imperien, ging die Weinproduktion zu zurück, da muslimische Herrscher die Kontrolle über die Region übernahmen. In dieser Zeit machte der Wein Platz für den Arrak, einer beliebten Anis Spezialität.
Im 19 Jahrhundert förderten Jesuitenmönche das Comeback der Weinproduktion; sie importierten Reben aus Algerien und Frankreich.
Ein heutiger libaneischer Weingarten sieht ganz anders aus, als der von früher; internationale Rebsorten, wie Cabernet Sauvignon oder Syrah haben die original libanesischen Sorten ersetzt (die berühmtesten sind Obeidi und Merwah, beides weiße Sorten).
Einige Winzer versuchen heute den Obeidi wiedereinzuführen; Er ist weniger aromatisch als Chardonnay oder Sauvignon. Mit einem geringen Ertrag kann man frische Weine mit kräuterigen Aromen und einer guten Säure erhalten. Ich denke, er kann Teil eines Blends sein.

Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Cacchia. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg und freuen uns auf die nächsten Jahrgänge.

Weitere Informationen zur Geschichte des Weinbaus im Libanon findet Ihr unter: http://www.libanon-info.de/geschichte-des-weinbaus.html

Fast Facts Israeli Wine 2016


TEN THINGS YOU DID NOT KNOW ABOUT ISRAELI WINES

1. Israel is one of the oldest wine producing countries in the world.
2. The modern Israeli wine industry was founded by Baron Edmond de Rothschild, owner of Château Lafite in Bordeaux.
3. There are today more than 300 Israeli wineries.
4. Vineyards cover Israel from the mountains in the north, to the desert in the south.
5. Israel is famous for its advanced technology and its wineries are state of the art.
6. Israel’ is famous for its agriculture, which shows in its viticulture.
7. Most Israeli winemakers are young & internationally trained.
8. Israeli wines win high scores from Robert Parker, recognition from Hugh Johnson and trophies in the world’s leading wine tasting competitions.
9. Not all Israeli wines are kosher.
10 . Kosher wine is harvested, fermented, aged and bottled in the same way as a non kosher wine. The kosher designation is irrelevant to a wine's quality.
________________________________________________________________________
www.wines-israel.com
The leading web site on Israeli wines is the one created by Mr. Israel Preker. There you will find news items, articles and all the information you will need to learn more about Israeli wine and wineries.

ISRAEL: A NEW WORLD COUNTRY FROM ONE OF THE OLDEST WINE PRODUCING REGIONS ON EARTH

Fast Facts/ Israeli Wine (2016)

VINEYARDS

Israel is usually regarded as being part of the Middle East. It may be more accurately considered as being situated in the Eastern Mediterranean, a region also referred to as the Near East or ‘The Levant.’

CLIMATE: Mainly Mediterranean. Long, hot dry summers; short wet winters; snow on higher ground. Semi-arid & desert conditions, in the Negev.

SOILS: Volcanic in north; sandy red soils on coast & chalk & limestone on the hills.

HECTARES: 5,500 hectares (13,585 acres; 55,000 dunams).

HARVEST (METRIC TONS):
2014: 60,054 2013: 55,693 2012: 52,873 2011: 46,079 2010: 46,258

VINTAGE: August to end of October - (often begins late July & occasionally ends early November); Machine & hand harvested.

BEST VINTAGES:
2014; 2013; 2012; 2008; 2005; 2004; 2003; 2000; 1997; 1995; 1993; 1990;
1989; 1985; 1979; 1976

GRAPE VARIETIES
Israel’s traditional volume varieties, Carignan & Colombard, apart from some quality old vine Carignans, are usually only used in inexpensive blends. They are gradually being replaced by international varieties such as Cabernet Sauvignon, Merlot, Chardonnay & Sauvignon Blanc. Shiraz is proving both popular & suitable for Israel’s climate. Bordeaux varieties have been most successful to date, yet Mediterranean varieties may be more suitable in the longer term.

VARIETIES – METRIC TONS %:
Cabernet Sauvignon 18%; Carignan 17%; Merlot 13%; Shiraz/ Syrah 7%; Petit Verdot 5%; Colombard 4%; Muscat of Alexandria 4%; Argaman 5%; Chardonnay 3%; Petite Sirah 2%; Sauvignon Blanc 2%; Emerald Riesling 2%; Cabernet Franc 2%; Malbec 2%; Tempranillo 1%; Mourvedre 1%
LESS THAN 1%: Pinotage; Muscat Canelli; White Riesling; Pinot Noir; Semillon: Sangiovese; Tempranillo; Gewurztraminer; Barbera; Muscat Hamburg; Chenin Blanc; Zinfandel; Grenache; Nebbiolo.

WINE REGIONS

HECTARES OF VINEYARDS BY REGION (%)
GALILEE 41% - mainly Upper Galilee & Golan Heights
SAMSON 27% - vineyards in central coastal plain, Judean Lowlands, Judean Foothills 
SHOMRON 17% - southern Mt. Carmel - mainly in valleys around Zichron Ya’acov 
JUDEAN HILLS 10% - Jerusalem mountains, Gush Etzion & Yatir Forest - southern Judean Hills
NEGEV 5% - mainly Ramat Arad, Sde Boker & Mitzpe Ramon

Israel wine map
OFFICIAL WINE REGIONS

Region in Hebrew / Name in English  
    Vineyard Areas
Galil / Galilee
    Upper Galilee
    Lower Galilee
    Golan Heights
Shomron / Samaria
    Mt. Carmel
    Sharon
    Shomron Hills
Shimshon / Samson
    Central Coastal 
    Judean Lowlands
    Judean Foothills
Harey Yehuda / Judean Hills
    Jerusalem
    Gush Etzion
    Yatir Forest
Hanegev / Negev
    NE Negev
    Central Negev

Wine regions in bold type are registered with the TTB (USA) and the European Community.

 

ISRAELI MARKET

WINE MARKET IN ISRAEL: US$ 315 million annually

IMPORTS: 20%, mainly from 1. Italy; 2. Chile; 3. Argentina; 4. France; 5. Spain

CONSUMPTION: 5 liters a head

MARKET SHARE: 63% red; 16% white; 8% sparkling; 2% rose;
11% sweet (moscato style, dessert & sacramental)

EXPORT
EXPORT OF ISRAELI WINES ($ m.)
2014: $ 40 (2001: $ 8.01 m.)

MAIN IMPORTERS OF ISRAELI WINES
1. U.S.A; 2. France; 3. U.K; 4. Canada; 5. Poland, 6. Germany; 7. Holland

EXPORT SALES
55+ % of exports to North America; 35+ % to Western Europe. Remainder to more than 30 countries in 5 continents.

WINE TOURISM

There is a great deal of domestic and international wine tourism. Larger wineries are more likely to have visitors’ centers. Smaller wineries are more likely to be open on Shabbat- Saturdays.
The main wine routes are the Upper Galilee & Golan (north), Mount Carmel (northern coast) and the Judean Hills & Foothills regions (center). These days there are also wine routes in the Negev (south) and the Central Mountains too.

 Autor: Israel Preker


Noah’s Erbe und ein Heimkehrer mit Vision: Das Weinland Armenien…

…von den antiken Zeiten zur neuen Epoche des Weinbaus

Die Wurzeln des armenischen Weinbaus bringen uns zurück in die Zeit der Arche Noah, die auf dem biblischen Berg Ararat landete. Laut der Legende pflanzte Noah den ersten Rebstock am Fuß des heiligen Berges, als er nach der Flut  den Berg Ararat betrat: der Anfang der armenischen Weinbaugeschichte.

Weingärten des Weingut Van Ardi in der Provinz Aragazotn - (c) Van Ardi

Weingärten des Weingut Van Ardi in der Provinz Aragazotn – (c) Van Ardi

Die überlieferten Zeichnungen und Hieroglyphen bestätigen, dass Armenien in der Antike eines der am weitesten entwickelten Weinbauländer der alten Welt war und seine Weine sogar in Nachbarländer exportierte. Im Jahr 2010 entdeckte man bei Ausgrabungen in Areni (ca. 120 km südöstlich der Hauptstadt Yerevan, im Weinbaugebiet Wayotz Dzor) eine Kellerei, deren verstaubte Amphoren und vertrocknete Weinspuren bewiesen, dass Weinbau in Armenien schon vor über 6000 Jahren praktiziert wurde. Somit wäre es das bisher älteste Weinbauland der Welt.

Die Frage warum Armenien mit der Zeit seine Bedeutung als Weinbauland verlor und bis kürzlich weitgehend unbekannt war, liegt sicherlich an mehreren geschichtlichen Ereignissen und an seiner nicht einfachen Historie.

Im 20. Jahrhundert, als Mitgliedsstaat der Sowjetunion, wurde Armenien als Branntwein- Produzent bekannt. Der meiste Teil der Trauben wurden zu Jungwein verarbeitet und in der Folge zum Branntwein für die ganze Sowjetunion destilliert.  Der Begriff „armenischer Cognac“ etablierte sich und der gute Ruf des armenischen Brandys ist bis heute lebendig.

Zuvor, bis Ende des 20. Jahrhunderts, blieb der armenische Weinbau jedoch äußerst bedeutungslos und Wein gab es fast nur für den Eigenkonsum. Nach der Auflösung der Sowjetunion verfielen in Armenien viele Weinberge.

Die seit 1991 unabhängige Republik Armenien umfasst heute rund 17.000 Hektar Rebfläche. Die wichtigsten Weinanbaugebiete sind Wayotz Dzor (935 Hektar), Armavir (7.136 Hektar), Ararat (5.143 Hektar), Aragatsotn (1698 Hektar), Tavush (1.355 Hektar) und Artsakh. Trotz des trockenen kontinentalen Klimas und des Niederschlagsmangels bietet das Land ideale Bedingungen für den Weinbau. Die Weinberge erstrecken sich bis auf 2000 Meter Höhe.  Die Böden sind Reblaus-frei und die Reben werden wurzelecht (ungepropft) gepflanzt.

Auch bei Van Ardi sind autochthone Sorten im Anbau - (c) Van Ardi

Auch bei Van Ardi sind autochthone Sorten im Anbau – (c) Van Ardi

Die Besonderheit des armenischen Weins bestimmen auch die einheimischen Rebsorten. Die meist angebauten autochthonen Sorten sind z.B. Areni Noir, Kachet, Voskehat, Tozot, Haghtanak und Kharji. Der wichtigste und meistangebaute autochthone Rote ist Areni Noir. Sie bringt ihre besten Eigenschaften im gleichnamigen Ort Areni hervor, ein Dorf in der Weinbauregion Wayotz Dzor.

Die Neubelebung des armenischen Weinbaus begann Ende 90er Jahre. Seit 2003 wurden immer mehr Rebflächen rekultiviert und neue Weingüter gegründet. Die Winzer glauben fest an das große Potenzial des armenischen Weinbaus und sind bereit mit viel Mühe und Arbeit nicht nur alte Weinbautraditionen zu erwecken sondern auch ein würdiges Kulturland des Weines aufzubauen.

Ein leuchtendes Beispiel für diese Entwicklung ist das Weingut Van Ardi – gegründet im Jahr 2008 von Varuzhan Mouradian im Dorf Sasounik, Provinz Aragazotn – das trotz seiner sehr jungen Geschichte zu den renommiertesten Weingütern Armeniens zählt:

Herr Mouradian, nach einem langen Aufenthalt in Kalifornien mit Ihrer Familie haben Sie eines Tages entschieden in Ihre Heimat zurückzukehren und ein Weingut zu gründen. Wie kam es dazu?

V. Mouradian: Während ich in den USA lebte, stellte ich fest, dass mir meine Arbeit, die ich grundsätzlich im Büro verbrachte, trotz meines Erfolges und meiner guten Leistungen fremd geworden war. Ich wollte mich mit etwas beschäftigen, was mich fasziniert und eher schöpferisch ist. Und das ist für mich der Weinbau.

Warum genau in Armenien? Es hat mich immer interessiert, warum ein Ursprungsland des Weinbaus, dessen mehrtausendjährige Weinbaugeschichte aus diversen Gründen im Laufe der Jahrhunderte untergangen war, bis jüngst als ein Weinbauland nicht bekannt war. Ich fand, es ist Zeit das Rad der Geschichte zurück zu drehen und den Weinbau vom Staub der Jahrhunderte zu befreien.

 

 

 

 

 

 

 

Sie sind nicht nur der Besitzer des Weingutes, Sie machen Ihre Weine auch selbst. Wir haben erfahren, dass Sie als Önologe ein Quereinsteiger sind. Was hat Sie dazu inspiriert?

V. Mouradian: Obwohl ich kein Önologe war, hat Weinbau mich immer interessiert. Ich erinnere mich noch an die Zeiten, als ich in unserer Garage Hauswein für meine Familie bereitete, was mir sehr viel Spaß machte. Die Traube und der Wein sind ein Teil der Natur; die Weinbereitung in sich ist ein vollkommen natürlicher Prozess. Es gab einen Augenblick, in dem es mir ein Bedürfnis war, mit der Natur und nach ihren Gesetzen zu leben und zu arbeiten, anstatt mit Steuergesetzen und der Buchhaltung.

Verraten Sie uns, wie der Name Van Ardi zustande kam?

Das Logo der Van Ardi Winery

Das Logo der Van Ardi Winery

V. Mouradian: Im alten armenisch bedeutet Van Ardi  „die Sonne von Van“. In der antiken Welt war das Königreich Urartu (bekannt auch als Königreich Van) als Weinbauland äußerst bekannt und hatte die Weine in die Nachbarländer Assyrien und Babylon exportiert. Die Zeichnung des Sonnengottes im Königreich Van, die uns durch Hieroglyphen überliefert ist, ziert nun das Wappen von Van Ardi.

Sie besitzen 9 Hektar Rebflächen, die mit autochthonen und internationalen Rebsorten bepflanzt sind. Welche autochthonen Rebsorten gibt es in Armenien und welche Vor-und Nachteile haben die auf dem internationalen Weinmarkt aus Ihrer Sicht?

V. Mouradian: Im Laufe der Zeit stellten wir fest, dass sich die internationalen Weinmärkte besonders für die autochthonen armenischen Rebsorten interessieren, wie Areni, Kachet, Voskehat, Haghtanak, Kangun, Khardji usw. Diese Rebsorten rufen neue Aromen hervor, die in der Weinwelt unbekannt sind. Es sind mehr als 400 armenische autochthone Sorten bekannt, aber mehrere davon sind mit der Zeit verloren gegangen. Heute haben wir nur wenige Rebsorten, die in der Tat sehr wertvoll für den Weinbau sind. Ich bin davon überzeugt, dass es mit wissenschaftlichen Bemühungen möglich wäre, viele der verlorenen heimischen Sorten zu retten und im Weinbau zu verwenden.

 

 

 

 

 

 

 

In kurzer Zeit haben Sie es unter die namhaftesten Weingüter Armeniens geschafft. Ihre Weine sind sehr beliebt und dank der Qualität auch im Ausland sehr geschätzt. Welche Länder halten Sie für interessant als Exportmarkt?

V. Mouradian: Ja, wir sind wirklich sehr froh, dass die Weine von Van Ardi so beliebt und gefragt sind – sowohl in Armenien als auch über die Grenzen hinaus. Als Exportmarkt interessieren uns alle Länder, in denen Wein als Getränk und Kulturgut geschätzt wird. Aus geschäftlicher Sicht relevant sind für uns diverse Märkte.

Herr Mouradian, Sie haben immer mehr ausländische Besucher auf Ihrem Weingut. Wie wichtig finden Sie die Entwicklung des Weintourismus für Armenien?

V. Mouradian: Wir sind davon überzeugt, dass der Weintourismus in Armenien ein untrennbarer Teil des Weinbaus ist und ein großes Potenzial hat, weil sich genau hier die geschichtlichen Fakten und die Legenden vereinigen, wie Noahs erste Rebpflanze am Berg Ararat, die 6000-jährige Kellerei in der Provinz Wayotz Dzor, die 5000-jährige Kellerei in Agarak und viele andere historische Funde und Fakten zu Weinbau und -kultur. Sicherlich wird der Erfolg nicht lange auf sich nicht warten lassen, wenn wir all diese Aspekte berücksichtigen und die große Geschichte des armenischen Weinbaus in der Gegenwart gut darstellen können.

Varuzhan Mouradian - (c) Van Ardi

Varuzhan Mouradian – (c) Van Ardi

Im Hinblick auf die letzten 10 Jahre erlebt der armenische Weinbau eine intensive Entwicklungsphase, was die steigende Qualität der Weine anbelangt. Trotz der begrenzten Land-Ressourcen – wo sehen Sie Armenien in der nahen Zukunft als traditionelles Weinbauland?

V. Mouradian: Erlauben Sie mir bitte zu dieser Meinung der begrenzten Landressourcen einen Einwand: Meiner Meinung nach sind in Armenien genug geografische, klimatische und menschliche Ressourcen vorhanden, um in den nächsten 10 Jahren einen weiteren großen Sprung zu schaffen, wie wir ihn in den letzten 5 Jahren erlebt haben. Natürlich wird es sehr viel Mühe und Arbeit kosten, aber es ist für mich und für meine Kollegen eher eine angenehme Lebensart als eine Arbeit.

Wir bedanken uns bei Herrn Mouradian ganz herzlich für seine Zeit und das spannende Gespräch!

Wie die Weine von Van Ardi beim PAR Wine Award International abschneiden, erfahrt Ihr in Kürze hier im WINE System Blog und unter www.par-wineaward.com.

Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag unserer geschätzten Kollegin und Weinfachberaterin Satenik Samvelyan. Sie stammt aus Armenien, lebt seit 2010 in Deutschland und ist im Vertrieb der Consigliovini Weinhandelsagentur in Düsseldorf tätig.  

 

 


 

Weitere Beiträge ...