Adonis Dourakis über kretischen Wein, autochthone Rebsorten und seine Wünsche für 2016

 

Qualität, Gemeinschaftssinn und Liebe zum Handwerk….

Schuldenkrise, politische Umbrüche, umstrittene Steuererhöhungen – die Nachrichten aus Griechenland waren in den letzten Jahren stark von wirtschaftlichen Entwicklungen geprägt, die die gesamte Bevölkerung und natürlich auch die Winzerinnen und Winzer des Landes betreffen. Trotz aller Unruhe ist und bleibt Griechenland eine der großen Weinbaunationen Europas, die wie kaum eine andere die Symbiose aus dem Erhalt ihrer alten Weinbaukultur und der Öffnung für moderne Sorten und Stile schafft. Das Resultat ist eine unglaubliche Vielfalt, die hierzulande immer noch wenig bekannt ist. Die Dourakis Winery auf Kreta ist ein Betrieb, der trotz Krise stabile Exportzahlen verzeichnet und die neben internationalen Rebsorten stark auf Griechenlands autochthone Reben setzt…

 

Andreas Dourakis hat das Weingut im kretischen Alikampos gemeinsam mit seinem Sohn Adonis und seiner Tochter Evi zu einem der erfolgreichsten Privatweingüter der Insel gemacht. Auf 330 Metern Höhe, am Fuße der Weißen Berge gelegen, zeichnet sich jede der Dourakis Lagen durch einzigartige Böden und ein besonderes Mikroklima aus. Die Weine, die sie hervorbringen sind charakterstark und sortentypisch. Die Dourakis‘ gehören zu den regelmäßigen Teilnehmern am jährlichen PAR® Weinpreis Griechenland – einer Prämierung der WINE System AG, die den vielseitigen Weinqualitäten des Landes eine wichtige Plattform auf dem europäischen Markt bietet. Am 20. Februar 2016 geht sie bereits in die 6. Runde.

Wie Adonis Dourakis das vergangene (Wein-)Jahr erlebt hat, was den kretischen Wein so besonders macht und was er sich für das Jahr 2016 zu Weihnachten wünscht, hat er uns in einem Interview verraten:

Herr Dourakis, nächstes Jahr wird das Weingut Ihrer Familie 30 Jahre alt. Heute gehört es zu den erfolgreichsten Weinbaubetrieben der Insel. War für Sie immer klar, dass Sie in den Betrieb Ihres Vaters einsteigen?

A. Dourakis: Jeder Kreter, dem Sie diese Frage stellen, wird Ihnen die gleiche Antwort geben: Wo wir herkommen, steht die Familie immer an erster Stelle! Familienmitglieder sollten zusammenhalten, damit sie sich gegenseitig helfen können, wenn es einmal nicht so gut läuft. Für mich war von Anfang an klar, dass ich nach meinem Studium in Geisenheim nach Kreta zurückkehren und gemeinsam mit meiner Schwester unser Weingut übernehmen würde. Ich empfinde es als großen Segen, dass wir das ganze Jahr über hier auf dieser wundervollen Insel leben und mit etwas so Interessantem wie Rebe und Wein arbeiten dürfen.

Sie produzieren nicht nur für den Binnenmarkt, sondern auch für den Export nach Europa und China. Hat das Auswirkungen auf die Machart Ihrer Weine bzw. verkaufen Sie andere Sorten und Stile ins Ausland als die, die im Inland getrunken werden?

A. Dourakis: Jeder Markt ist verschieden. In China liebt man kräftige Rotweine, die Griechen mögen vor allem fruchtige und aromatische Weißweine und die Europäer suchen verstärkt nach unseren lokalen kretischen Rebsorten. Das macht unsere Arbeit natürlich nicht gerade unkomplizierter, aber bis jetzt haben wir es immer geschafft, für jeden Markt den richtigen Wein zu produzieren.

Das hat sicher auch Auswirkungen auf die Rebsorten, die Sie anbauen. Welche regionaltypischen bzw. autochthonen Reben bauen Sie an und in welchem Verhältnis stehen sie zu den internationalen Sorten?

A. Dourakis: Wir arbeiten viel mit lokalen Sorten, wie Vidiano, Vilana, Romeiko, Kotsifali und Mandilari. Diese Reben haben einige Parallelen zu internationalen Sorten, aber am Ende ist jede einzigartig. Zum Beispiel können wir die Vidiano Traube zu einem Weißwein verarbeiten, den wir einige Jahre lagern können, bevor er seinen echten Charakter zeigt. Die Aromen sind sehr exotisch (Papaya, Maracuja, Mango), mit mittlerer Säure und harmonischem Körper. Zudem verwenden wir Romeiko Trauben, um entweder Dessertweine mit intensivem Aroma nach Trockenfrüchten und Nüssen zu erzeugen, oder trockene Sherry-artige Weine. Der Mandilari hingegen hat viele Tannine, was ihn zu einem perfekten Begleiter von Fleischgerichten machen kann. Manchmal hat er Ähnlichkeit mit der Rebsorte Carignan…

Gibt es einen typisch kretischen Wein und wenn ja, wie würden Sie ihn beschreiben?

A. Dourakis: Nun, Kreta ist eine große Insel und jede Ecke hat eine andere Spezialität. Hier in Chania haben wir den traditionellen Romeiko – ein lange gereifter Wein mit einer typischen Bernsteinfarbe. Man könnte sagen, er ähnelt einem trockenen Marsala. In der Gegend um Heraklion war der Verschnitt von Mandilari und Kotsifali jahrelang sehr beliebt – ein relativ eleganter Wein mit rubinroter Farbe und mittlerer bis hoher Tannindichte

Eine kurze Frage zur Wirtschaftslage: Wie haben Sie das vergangene Jahr erlebt? Haben die Entwicklungen den Export Ihrer Produkte beeinflusst oder sind ihre Geschäftsbeziehungen z.B. nach Deutschland, wo Sie und Ihr Vater ja auch studiert haben, stabil geblieben?

A. Dourakis: Das letzte Jahr war tatsächlich sogar ein sehr gutes Jahr, obwohl es einige Probleme aufgrund der nationalen Schwierigkeiten mit der Kapitalverkehrskontrolle gegeben hat. Die Menschen haben uns unterstützt, indem sie uns auf Kreta besucht haben, aber auch indem sie unsere Produkte gekauft haben. Die meisten unserer Kunden kennen uns. Sie vertrauen uns und unseren Weinen.

Weil bald Weihnachten ist…wenn Sie einen Wunsch für das Jahr 2016 frei hätten: Was würden Sie sich für sich und Griechenland als das älteste Weinland Europas wünschen?

A. Dourakis: Vor allem wünschen meine Familie und ich der ganzen Welt Glück, Zufriedenheit und Gesundheit…dann kann der Rest kommen! Jedes Jahr ist ein neues Abenteuer, für jeden von uns…wir brauchen nur eine positive Einstellung und Standhaftigkeit, um die Turbulenzen auf unserem Weg zu meistern!

Vielen Dank für Ihre Zeit! Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie weiterhin viel Erfolg und freuen uns auf die nächsten Jahrgänge.

A. Dourakis: Vielen Dank und ein glückliches 2016 allerseits :-)